Ich mochte dein Schausaufen mit Betonung
und ich mochte deine Betonung ohne Schausaufen.
Harry Rowohlt war und ist für mich einer der ganz Großen! Als mir meine Mutter Mitte der 90er Jahre Puh der Bär in der Übersetzung von Harry Rowohlt schenkte, begann ich alles zu konsumieren, was er übersetzt, geschrieben oder gesprochen hatte. Und ich habe es nie bereut! Und dass er sich zeitlebens als “linker Traditionszausel” sah, macht ihn mir gleich noch sympathischer.
Wir haben wieder einen Wertvollen verloren. Mach’s gut, Paganini der Abschweifungen!
Irgendwie ist das anscheinend ein Jahr, in dem uns viele lang vertraute “Künstler” und “Genies” verlassen müssen. Wer auch immer den Himmel da oben regiert, ich hätte da eine Anmerkung: Es ist langsam gut jetzt!
Nachdem der Tod von James Last letzte Woche medial natürlich die vorherrschende Stellung einnahm – und das in diesem unserem Lande sicher zu Recht – ist der Tod einer anderen musikalischen Größe beinahe kaum wahrgenommen worden.
Ornette Coleman hat uns am 11.06. ebenfalls verlassen. Er wurde 85 Jahre alt.
Ornette Coleman galt als einer der Wegbereiter und dann als Altmeister des Free Jazz. Da er Saxophon spielte, habe ich schon recht früh begonnen, mich mit ihm zu beschäftigen. Allerdings ist der Free Jazz eine Stilrichtung, die ich mir erst ein bisschen erarbeiten musste. Aber zum Glück wurde mir einmal Colemans „The Shape of Jazz to Come“ von 1959 als Hinführung zum Free Jazz empfohlen und seitdem ist dieses Album einer der kleinen Lieblinge in meiner Jazzsammlung. Und deswegen gibt es in diesem Wochenstart seinen Klassiker “Lonely Woman” eben genau von diesem Album!
Wo immer Ornette Coleman jetzt auch ist, ich hoffe, er kann/darf dort Saxophon spielen!
Vor meiner Liebe zum Jazz war vor allem die Liebe zum Blues. Ist wahrscheinlich eine natürliche “Altersentwicklung”. Geprägt haben meine Liebe zum Blues (neben vielen anderen) drei der wichtigsten Musiker des Genres: Muddy Waters, John Mayall und natürlich auch B.B. King.
Wobei ich den King des elektrischen Blues relativ spät für mich entdeckt habe. Aber wie das mit einer späten Liebe so ist – sie ist intensiv und dauert an.
Nun ist auch er nicht mehr da. Ich hoffe, er findet an dem Ort, an den er jetzt gegangen ist, genug Kollegen zum jammen….
So langsam wird es mir mit den Nachrufen zu viel. Zur Zeit verlassen uns zu viele der Musiker, die meinen Musikgeschmack und mein Verständnis von Rock and Roll maßgeblich geprägt haben.
Gestern, am 27.10.2013 ist Lou Reed im Alter von 1971 verstorben. Er hat das Ende seines Songs erreicht.
Den meisten war er vor allem als Schlagersänger, Leader von Big Bands und Tanzorchestern bekannt, aber seine echte Liebe war immer der Jazz. Dieser Leidenschaft frönte Paul Kuhn seit Mitte der 90er-Jahre konsuequent und virtuos.
Jetzt ist dieser Vertreter des “deutschen” Jazz von uns gegangen: Paul Kuhn starb in der Nacht vom 22. auf den 23. September 2013.