Linkschleuder 17.06.2013

Was ich in der letzten Woche in meinem Feed-Reader als für besonders lesenswert befunden habe:

 

Nein! Sie knickt nicht ein!

Es geht ja seit gestern durch Blogs und Medien, dass die Telekom jetzt vor den #Drosselkomm-Protesten eingeknickt sei: Sie wolle jetzt doch nicht so doll drosseln will, wie ursprünglich geplant.

Das ist meiner Meinung nach allerdings kein „Einknicken“….

… sondern das Werfen von Nebelkerzen! Denn um eines hier noch einmal ganz klar festzuhalten: Bei den Protesten geht es primär überhaupt nicht um die Drosselung in den Tarifen, sondern um die Netzneutralität (warum die Pläne der Telekom ein Angriff  auf die Netzneutralität sind, hatte ich hier schon beschrieben). Aber ich gehe davon aus, dass die Telekom mit dem leichten Zurückrudern darauf hofft, Politik und „Otto-Normalsurfer“ zu beruhigen, um endlich Ruhe zu haben. Immerhin hat Sie den Verfechtern der Netzneutralität mit Ihren Drosselplänen ja sogar einen Gefallen getan, weil Sie das sperrige Thema des neutralen Netzes damit überhaupt erst (wenigstens kurzfristig) in den Fokus der (leider noch viel zu kleinen) Öffentlichkeit gerückt hat.

Ich hoffe nur, dass die Taktik nicht aufgehen wird, aber ich habe da so meine Zweifel. Vor allem wenn ich dann so etwas lesen muss:

Telekom-Geschäftsführer Hagspihl forderte die Politik zur Zurückhaltung bei der Regulierung auf: „Ich halte es für besser für das freie Internet, wenn die Unternehmen das alleine regeln.“

Quelle: Irgendeine Zeitung ((Solange die Qualitätsjournaille bei Ihren im Netz zusammengesammelten Videos, Bildchen und Co. nur Angaben wie „Quelle: Internet“ oder „Quelle: Youtube“ macht, werde ich das wohl genauso bei Ihnen handhaben….))

<gernothassknecht-modus on>
WIE BITTE? FREIES INTERNET NUR DURCH UNTERNEHMEN? Ihr ******! Seit wann ist es jemals für Vorteil für den Verbraucher gewesen, wenn Unternehmen Marktbedingungen ohne jede (staatliche) Regelung unter sich selbst ausmachen bzw. regeln? Habt ihr sie noch alle im Schrank?
<gernothassknecht-modus off>

Ich habe jedenfalls in meinen Grundkurs Makroökonomie recht schnell lernen dürfen, dass unreglementierte Märkte automatisch zu Oligopolen oder sogar Monopolen führen. Und dass das für den Kunden oder ein „freies Internet“ nicht so gut ist, brauche ich ja jetzt wohl nicht ausführlich zu erläutern.

Aber ich fürchte alles Lamentieren und Protestieren wird wohl nichts nutzen, denn wen ich dann lesen muss, dass der Herr „Wirtschaftsminister“ erklärt, mit den Ankündigungen zur Abmilderung der Anschlussdrosselung habe die Telekom

„nicht zuletzt aufgrund der Diskussion in Öffentlichkeit und Politik nun wesentliche Details nachgebessert“.

dann erkenne ich, dass er entweder nicht begriffen hat, worum es eigentlich geht, oder es bewusst ignoriert. Ich gehe mal vom Zweiten aus, immerhin ist dieses Internet mit dieser „Kostenloskultur“ und diesen ganzen anderen störenden Auswüchsen  wie z.B.  Abgeordnetenwatch unseren Herren Politikern noch nie geheuer gewesen (und da nehme ich auch einen Teil „meiner“ grünen Politiker nicht aus!). Hilfe von dieser Seite wird also wohl eher nicht zu erwarten sein.

Aber aufgeben ist trotzdem nicht! Deswegen bitte hier und hier lang (wer’s noch nicht erledigt hat)! Danke! :o)

Mann, bin ich froh…

… dass ich die SPD Anfang der 90er mit wehenden Fahnen verlassen habe ((Der ausschlagegebende Grund war übrigens die Zustimmung der SPD hierzu))

Gut, ich hätte dem Verein dann spätestens mit Schröder und Hartz IV ein fröhliches „Tschüss“ zugerufen, aber ich freue mich manchmal schon erheblich früher die politische Reißleine gezogen zu haben.

Auf jeden Fall kann ich mich im Moment so richtig gehässig darüber amüsieren, dass der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion die verdachtsunabhängige Vorratsdatenspeicherung in Deutschland ganz heftig befürwortet aber die Totalüberwachung durch die USA ganz furchtbar böse findet. Wie heuchlerischer kann man als Politiker eigentlich noch werden….?

Da aber Herr Opermann vom hoffnungsvollen SPD-Bewerber um das Vizekanzleramt in seinem Schattenkabinett zum Innenminister ernannt wurde, stellt sich mir jetzt die Frage, ob ich mich ab September vielleicht darauf einstellen muss, von einem Politiker mit einer multiplen Persönlichkeit regiert zu werden?

Beruhigend, dass auch einige netzaffine SPDler verzweifelt mit den Zähnen knirschen ((Da fällt mir doch siedend heiß ein, dass ich der SPD noch eine Rechnung über meinen Zahnersatz schicken wollte, da ich die Partei früher mehrmals nur mit heftig schädigendem Zähneknirschen wählen konnte…)), wie beispielsweise hier oder hier… ;o)

Kleine Linkschleuder Mai 2013